Ungarns Mitte

Blogeintrag 15. August 2022

Kurz verlassen wir Nemessandorhaza um in die „Stadt“ zu fahren. 

Face-europe No.230-enikö

Enikö, die Ungarischlehrerin für die Kinder von Nemessandorhaza hat uns eingeladen zu sich nach Hause für ein Face Europe Porträt zu kommen. Sie wohnt am Stadtrand von Zalaegerszeg auf einem Hügel in einer Pince. Darunter versteht man ein kleines Häuschen, das an eine Landwirtschaft gekoppelt ist. Oft sind es Obstkulturen oder Weinanbau und eigentlich sind es kleine Unterkünfte um Wein und Obst weiter zu verarbeiten. Nach dem  Kommunismus wurden diese Pincen an die Bewirtschafter gegeben. Manche wurden dem Verfall preis gegeben. Andere entwickelten sich zu Gaststätten oder kleinen Wohnhäusern. In einer solchen Pince wohnt Enikö mit ihrem Freund Sabi und ihrer Tochter Sophie. Die Pince gehört Sabi. Das Nachbargrundstück wird von den beiden gleich mit gemietet zu einem Preis von 100€ pro Jahr. Es ist nicht sicher, ob sie es käuflich erwerben können. Es gehört dem Staat und da müssen noch mehrere Hürden überwunden werden. Es müssen Angebote abgegeben werden und derjenige, der schon drinnen wohnt hat das Vorkaufsrecht. Damit ist es aber nicht genug. Da müssen vorher noch ein paar Regelungen bedacht werden. Also benutzen sie die Pince, die weder einen Strom-, noch einen Wasseranschluss hat als kleines Klassenzimmer und zum Schlafen im Sommer auf dem Dachboden. Allzuviel zu investieren zahlt sich nicht aus, denn man weiß ja nicht, ob man es kaufen kann. 

Enikö ist eine ganz liebenswürdige Person, total kinderlieb und sie wurde als Porträt Nr. 230 in die Face Europe Familie aufgenommen. Ein kleines Planschbecken ermöglichte das Überleben während des Tages.

Face-europe No.230-Enikö
Face-europe No.230-Enikö

Tags darauf waren wir zum Grillen von der Familie von Svenja und Andreas eingeladen. Ein tolles Anwesen, ebenso aus einer Pince mit  2 Grundstücken und 2,5 ha Land bei dem man das Ende gar nicht mehr erblicken kann. Es war ein super gemütlicher Abend mit köstlichem Essen bei traumhaftem Wetter. 

Face-europe No.231-Melinda
Face-europe No.231-Melinda

Zurück in Nemessandorhaza gab es das vorerst letzte Porträt von Melinda zu machen. Als Ungarisch sprechende Siebenbürgerin konnte sie eine Menge von der Flucht des Vaters aus Rumänien und ihre Eingliederung nach Deutschland nach der Familienzusammenführung erzählen. So mancher deutsch sprechende Mensch wäre glücklich, hätte er eine so tolle Ausdrucksweise wie Melinda. Wir hätten ihr noch stundenlang zuhören können.

Am Waldparkplatz von Nemessandorhaza trafen dann auch Christine (Schweizerin) mit Thomas (Deutscher), die lange Jahre in Vorarlberg gelebt hatten ein. Sie sind jetzt auf ein Jahr oder länger in Auszeit und wollen schauen, wohin es sie für die Zukunft treibt. 

Es war schwer, nach den intensiven Gesprächen und freundschaftlichen Gesten wieder Abschied zu nehmen. Irgendwann musste es dann aber einmal sein: am 9. August nach allen möglichen Abschiedsritualen trennten wir uns von allen liebgewordenen Freunden.

Die erste Station war ja wirklich nicht weit. Heviz wollte ich unbedingt sehen. An einem Platz unter großen Bäumen fanden wir einen Platz ganz für uns allein. Sogar so sicher fühlten wir uns, dass wir Fahrrad und Roller auspackten und an den Ablauf des Thermalsees fuhren, wo ich das bacherlwarme Thermalwasser testen konnte.

Am nächsten Tag ging es an den Velence See. Vorbei am touristischen Balaton, denn wir wollten Lazlo noch am letzten Drücker treffen bevor er wieder nach Deutschland zurück fährt. Wie es schon so ist, hatte er am letzten Tag vor seiner Abreise noch einem Freund geholfen und es wurde zu spät für ein Treffen. Die Kontakte seiner Cousins, die uns am See treffen wollten erwiesen sich als nicht zuverlässig. Wir machten uns Termine aus, die einfach nicht wahr genommen wurden. 

Und so ist das manchmal. Wir bauen alles auf, aber die Leute kommen dann einfach nicht.

wiedereinmal warteten wir umsonst

Der Besuch von Teresa und Valentin – Freunden aus Wien – half uns darüber hinweg. Wir bereiteten gemeinsam ein köstliches Abendessen zu, das noch mit Eis gekrönt wurde. 

Das Auf- und Abbauen für eine Face Europe Session war zwar umsonst, aber das Essen war unverzichtbar köstlich. 

weiter gehts für Teresa und Valentin

Auch einen Fischrestaurantbesuch am nächsten Tag haben wir den Beiden zu verdanken. Hoffentlich können wir uns bei ihnen revanchieren, wenn wir sie in Rumänien wieder treffen. 

Seit Mittwoch waren wir nun hier in Agárd am Velence See. Morgen, am 16. August soll es weiter gehen. 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Social media & sharing icons powered by UltimatelySocial
Instagram