Blogeintrag 4. November 2021
Eine Familie aus Israel, welch seltene Gelegenheit für uns,
aus diesem entfernten und uns doch emotional eng verbundenen Land kennen zu lernen.
Die Chemie stimmte von Anfang an. Matthä ist in in Rumänien geboren und hat uns mit dem rumänischen Autokennzeichen gleich einmal verwirrt. Aber das Auto war in Rumänien ausgeliehen worden und muss auch wieder da zurück gebracht werden. Mit ihren 2 Kindern Ofer und Bar (9,5 und 7 Jahre alt) hat sich das Elternpaar ein Jahr Auszeit gegönnt um Europa zu bereisen. Ein Aufenthalt im Winter in einem außereuropäischen Land ist angedacht aber durch die Corona Situation noch nicht ins Planungsstadium gekommen. Sicher ist nur, dass sie in Serbien Anfang November für einen Workaway Einsatz eine Ponyfarm aufsuchen werden um dort ein Monat für Kost und Quartier zu arbeiten.
Gleich am Tag nach ihrer Ankunft kam meine Nähmaschine zum Einsatz. Ayelet (die Mutter) erzählte mir, dass Ofer ein Kleid nähen möchte, sie dabei Hilfe braucht und eigentlich nicht weiter weiß.
Welch eine sinnvolle Aufgabe da auf uns wartete. Ofer durfte das erste Mal in ihrem Leben auf einer Nähmaschine arbeiten. Bis 11 Uhr in die Nacht wurde im Big Fredi gewerkelt. Matthä versorgte uns mit Brot, Käse und Wein. Sogar Bar durfte für seinen Teddy eine Decke aus dem Rest des Stoffes selbst auf der Maschine einsäumen.
Es wurden tolle Stücke!
Ofer war total aufgeregt, aber auch vollkommen erschöpft nach dem langen Arbeitseinsatz.
Am nächsten Tag kam meine Nähmaschine gleich noch einmal zum Einsatz. Marc hatte ein Missgeschick mit seiner Jogaunterlage, die aus einem Baumwollteppich besteht, der einige Löcher aufwies. Also stopfte ich das erste Mal mit dieser Maschine die großen Löcher bevor ich Marc und Krezmina die Nähmaschine übergab, damit sie selbst zwei schöne große Flicken auf den Teppich applizierten.
Voller Stolz, es selbst gemacht zu haben und mit der Genugtuung, dass dieses Stück Marc wieder lange Freude bereiten wird, ging die Nähmaschine wieder für eine Zeit in ihr Verlies zurück.
Ein belgisches Päärchen mit ihren Fahrrädern kam als gelernte Physiotherapeuten gerade zurecht, um bei dem 3 jährigen Zwillingsmädchen einer holländische Familie zu helfen, den Gips zu entfernen, den das Mädchen an diesem Tag im Krankenhaus entfernt bekommen hätte. Tapfer, aber mit Widerwillen ließ die Kleine es geschehen.
Davor hatten 4 kleine Wesen (das eine noch mit Gipshand) unsere Fredi Familie intensiv kennen gelernt und ihrer Kleider entledigt. So schade, dass ich kein Wort verstand, was die Kinder mir zu sagen versuchten.
Am Montag hatte dann Big Fredi seinen großen Tag. Seine hinteren Schuhe brauchten eine neue Bremse, Mario baute sie mit Wilfrieds Assistenz vor seiner Werkstatt ein. Leider ist das Tor der Werkstatt zu niedrig, sodass die Arbeiten nur im Freien durchgeführt werden konnten. Wir wurden zu Mittag- und Abendessen eingeladen, konnten die Nacht im Auto aufgebockt und schaukelfrei verbringen und am nächsten Morgen schaute Mario sich noch die Kupplung an. Er machte sie wieder leichtgängig und versicherte uns, dass sie in Ordnung sei.
Ebenso wurde die Bremsflüssigkeit und das Differenzialöl erneuert. Es ist so ein gutes Gefühl, zu wissen, dass wieder alles technisch passt mit unserem „Rollenden Zu Hause“.
Schön einige unserer Freunde nach unserem Reparaturausflug wieder zu sehen. Matthä hat die Zeit unserer Abwesenheit genutzt, in Lezhe nach einem Thermostat für unseren Backofen zu suchen und er wurde im gefühlt 17. Geschäft nicht nur fündig, sondern der Teil war exakt passgenau und richtig. Welch eine Freude! Die beiden Männer reparierten meinen Ofen und ich konnte meinen Omnia Ayelet zum Backen borgen, da ich ja jetzt wieder elektrisch Brot machen kann.
Zu Halloween gab es von Ofer und Bar eine super Tanzperformance. Welch ein schönes Gefühl zu sehen, wie die Kinder auf ihrer Reise reifen und sich Dinge trauen, für die sie früher zu schüchtern gewesen wären.
Ofer wünschte sich von Wilfried gezeichnet zu werden, was er mit Freude am Samstag noch vor ihrer Abreise in die Tat umsetzte.
Doch dann kam der tränenreiche Abschied von unseren israelischen Freunden. Mit ihnen ging auch die Energie in der Bar in den Keller. Wir waren ab da allein am Parkplatz. Sogar Marc und Krezmina verließen uns.
Davor gab es aber noch ein Abschiedsdinner für Marios Familie und unsere albanischen Freunde, die zur Face Europe Familie gehören: Kürbiscremesuppe von Marios Kürbis mit selbst gebackenem Brot und Kürbiskernöl aus Österreich. Danach Kaiserschmarrn mit selbst gemachtem Apfelmus.
Für Montag hatte sich Mandalena einen Face Europe Termin mit uns ausgemacht. Den sagte sie aber ein 2. Mal ab. Und so waren wir am Dienstag früh die letzten Camper am Platz, als wir endlich nach über 3 Wochen aufbrachen in den Süden.
Schon am 2. Abend trafen wir zufällig Bella, Niko und Uschi (ihr Hund), die auch an Marios Bar ein paar Nächte verbracht hatten.
Ein wunderschönes Plätzchen weitab von der Zivilisation ist das hier. Egal aus welchem Fenster man hinaus schaut, überall sieht man das Meer.
Ein Föhnsturm beschert uns 26 Grad. Man hat das Gefühl es ist Sommer, wenn nur der Wind nicht so bliese. Der ist aber ohnehin warm.
Irgendwann werden wir uns wieder in das Albanische Wohngebiet vorwagen, denn hier am Strand ist alles in deutscher Hand.