Blogeintrag 20.3.2020
Jetzt hat sich alles geändert und Corona ist unser steter Begleiter. Nein, nein, keine Sorge. Wir sind gesund. Nur das Corona Gespenst begleitet uns seit Anfang der Woche.
Vollkommen ohne Corona-Probleme hatten wir am Freitag Carolina noch porträtiert.
Klaus hatte sie zwar verspätet gebracht, aber immerhin kam sie, als wir gerade zusammenpacken wollten. Wäre das eine Enttäuschung gewesen. Sie ist mit ihren 26 Jahren bereits eine erfahrene und begeisterte Architektin, die sich sehr mit der Architektur im Zusammenspiel mit der Natur auseinandersetzt.
Es war schon finster, als wir nach Aljezur aufbrachen. Den Weg dorthin hatten wir bei Tageslicht schon mehrmals zurückgelegt und die Fahrt bis zum Parkplatz des Fußballplatzes konnten wir schön langsam dahingleiten. Es waren auch kaum Autos auf der Straße.
Das letzte Mal hatten wir mit Paul dort Silvester gefeiert. Seither war Face Europe so richtig zum Laufen gekommen: 21 Porträts in 2 Monaten. 7 Portugiesen und 14 andere Europäer aus Italien (2) Deutschland (3), Holland (3), Schottland (1), Irland (1), England (2), Österreich (1)und sogar aus der Schweiz (1).
Am Samstag Früh machten wir uns auf den Weg auf den von allen gepriesenen Gemüsemarkt. Wir erklommen den Weg zur Markthalle zu Fuß nachdem wir uns mit Big Fredi bis an den Parkplatz am Fluss weiter gewagt hatten. Wir hatten keine Vorstellung wo genau die Markthalle war.
Wir fragten uns durch und konnten auch gleich am Eingang das weiße Lieferauto mit den Orangen erspähen. Ulrich hatte uns gebeten, eine Steige frische Orangen für ihn zu besorgen. Wir erstanden sie gleich zu Beginn und Wilfried bewachte unsere Errungenschaft während ich mich in die Markthalle begab um mich von dem super frischen Obst und Gemüse inspirieren zu lassen. Mit Karfiol, Brokkoli, Radieschen, Mandarinen, Orangen, Porree und Erdbeeren bepackt konnten wir wenigstens bergab den Heimweg zum Auto antreten.
Als ich für Brot und Butter noch einen Sprung zu Intermarche machte, fiel mir gleich eine Frau mit einem bunten Mundschutz auf, der aussah, als sei er selbst genäht. Alle KassierInnen hatten Gummihandschuhe an. Eine Mitteilung an jeder Kasse bat aus Schutz für die Angestellten nicht näher als 1m Abstand zu kommen.
Wir erreichten Barrão de São João und Ulrich konnte als unser letzter Teilnehmer vor der Coronasperre auf der Freiluftbühne vor dem Kulturzentrum porträtiert werden.
Tags darauf hielt mich die erste Unpässlichkeit dieses Jahres für einen Tag im Bett. Mein Bauch rebellierte. Gott sei Dank nur für einen Tag. Ob die Ursache in zu viel Erdbeer- und Radieschengenuss am Abend zuvor oder einem Virus gelegen hat wird sich nicht eruieren lassen. Jedenfalls hat ein Tag ohne zu essen wirklich nicht geschadet.
Wir blieben noch bis Donnerstag in Barrao de São João meist lesend und ein wenig die Gegend inspizierend.
Dabei traf ich bei der Wanderung auf Sofia, eine Portugiesisch Lehrerin. Wir unterhielten uns bei einer 10 Meter Distanz, sie erklärte mir, dass sie derzeit auf der Suche nach einer Technik sei ihren Sprachkurs online anbieten zu können, da sie sich mit ihren Kursteilnehmern ab sofort nicht mehr im Kulturzentrum treffen darf.
Sie erzählte mir von ihrem Projekt, das sie vor einigen Jahren durchgeführt hatte. Sie interviewte Menschen in der Algarve und wollte herausfinden, wie es ihnen ging, warum sie hier waren und was sie zum Hierbleiben veranlasste.
Sie bestätigte unser Gefühl, dass dieses Dreieck zwischen Lagos, Sagres und Aljezur ein ganz besonderer Anziehungspunkt – nicht nur für uns – sondern für ganz viele Menschen ist und geradezu magnetisch wirkt, wenn man einmal da ist.
Schade, dass ich bei ihr keinen Sprachkurs machen kann. Obwohl, das wäre schön irgendwie möglich….Wir können ja telefonieren. Wir haben unsere Telefonnummern ausgetauscht und ich werde sie auf jeden Fall kontaktieren. Auch an einem Porträt ihrerseits wäre sie interessiert. Das muss allerdings auf einen Termin nach der Coronakrise vertagt werden.
Den Termin mit Soehl, dem Filmemacher aus Bangladesh mussten wir aus demselben Grund auf unbestimmte Zeit verschieben.
Was wir nicht mehr länger verschieben wollten, war allerdings das Wäsche Waschen. Und so verließen wir das malerische Barrao de São João am Donnerstag, den 19.3.2020. Zum Frühstück hatten wir noch Spaziergänger im Freien mit Kaffe bewirtet, wobei wir genau auf den Sicherheitsabstand achteten. Aber es war eine zu große Versuchung dem Österreicher Sasha und seiner Begleiterin, einer nigerianisch-schottischen Schönheit, die aus London kamen und deren deutschen Freund einen Chat anzubieten.
In Budens konnten wir unsere Wäsche waschen und in Vila do Bispo unseren Wasservorrat auffüllen und bei Lidl für mindestens eine Woche einkaufen.
Von Klaus wollte ich herausfinden, wie die Portugiesen die Gesetzeslage an das Coronavirus angepasst haben. Er wusste auch nur aus zweiter Hand Bescheid. Angeblich werden wild parkende Camper dazu aufgefordert, auf Privatgrundstücke auszuweichen und sofort bot er uns an, wir können jederzeit bei ihm stehen.
Was für ein Angebot! Wenn unsere Essensvorräte zur Neige gehen, die GNR uns verjagt und wir ein Nest brauchen, wissen wir wohin wir uns wenden dürfen. Und als Nebeneffekt darf ich meine Hände in seinen Gemüsegarten graben, da ist immer was zu tun!
Zuerst werde ich aber noch mein Versprechen zur Gartenarbeit bei Gianluca und Emanuela einlösen. Da durfte ich schon letzte Woche einmal Gianluca helfen, als er seinen Garten wieder herzurichten begann. Da auch sie ihre Reise nach Teneriffa absagen mussten, geben sie ihre Energie nun ihrem wunderbaren Garten. Wer weiß wie wichtig die Selbstversorgung in Zukunft wieder sein wird. Ein Ende der Coronakrise ist nicht absehbar.
Wir bleiben vorerst einmal hier!