Blogeintrag 24. Jänner 2023
Einfach auf eine Fähre fahren und auf der anderen Seite hinausfahren ist überall, nur nicht zwischen der Türkei und Nordzypern.
Dass die Fähren nirgendwo deutlich gekennzeichnet sind, haben wir durch einen Trick schon umgangen: wir geben einfach in unser Navi einen Ort in der Nähe des Zielhafens ein.
Damit ist aber noch nicht Genüge getan. Die am Hafen herum laufenden oder stehenden – meist Männer, mit oder ohne Uniform – geben einem unklare Anweisungen, wo zu parken ist oder was man überhaupt als nächstes zu tun hat.
Gleich bei der ersten Ungewissheit nahm uns ein Nordzypriote, der mit seinem firmeneigenen Abschleppwagen unterwegs war, unter seine Fittiche. Auch er hatte „Camping on Bord“ und wir konnten uns ihm anschließen.
Campingtisch, Sesseln und Raki,
geteilt mit unseren Mitwartenden wurden ausgepackt. Peter (Steirer) und Monika (Schweizerin) mit ihrem riesigen Wohnmobil so wie Sevki aus Famagusta mit seinen 2 Pferden im Hänger verkürzten die Zeit des Wartens.
Nach stundenlangen Wartezeiten und 2 stündiger Verspätung durften wir dann in den Schiffsbauch einfahren.
Aber oh Wunder! Wir wurden auf eine Rampe geleitet, die uns in den ersten Stock beförderte. Nachdem dort auch schon die 40 Tonner ohne Probleme Lift fuhren, vertrauten auch wir – irgendwie – der Technik. Es hätte ja auch nichts gebracht, nicht zu vertrauen. Ratatata ging es aufwärts, rechts, links, vorne, hinten jeweils ein paar Zentimeter Spielraum. Wie die Einweiser das hinbekommen, grenzt an ein Wunder, dauert aber natürlich ewig. Ihre Anweisungen musst du aber auch erst einmal verstehen. Sie machen keinen Unterschied zwischen Vor- oder Zurücksetzen, fuchteln wie wild herum, zeigen an, dass man fahren soll, um dann ganz plötzlich ein Halt Zeichen zu geben.
Schlimmer können meine Anweisungen auch nicht sein, obwohl Wilfried mit meiner weiblichen Logik selten zurechtkommt.
Auf dem Schiff arbeitete auch ein junger Inder, der an unserem Auto und Projekt großen Gefallen fand und uns auf Instagram postete. Bei der Ausfahrt standen dann einige Polizisten Spalier, begrüßten uns überschwänglich, „like“ten uns auf Instagram und wünschten uns einen schönen Aufenthalt. Was für ein erfreulicher Empfang!
Angekommen in Nordzypern ging aber das gleiche Chaos los.
Als erstes stellten wir uns in der Schlange an, bei der sich herausstellte, dass es sich um die Fahrzeugversicherung handelte. Dort wurde uns eine Autoversicherung für 6 Monate eingeredet, weil es billiger ist. Wir nahmen an, dieser Zeitraum wäre schon die Bewilligung des Aufenthaltes. Weit gefehlt. Bei der Passkontrolle erlangten wir einen Aufenthalt für 60 Tage.
An der Zollkontrolle für das Auto wurde dann dem Auto ein Aufenthalt für ein Monat gegönnt. Wie stellen sich die Behörden das vor, soll Big Fredi alleine ausreisen? Außerdem stellte sich heraus, dass Wilfried nicht befugt ist, mit dem Big Fredi in Nordzypern zu fahren, weil ihm das Fahrzeug nicht gehört. Sollte er das trotzdem tun, und er wird von der Polizei kontrolliert, gibt es eine Strafe zu zahlen oder das Auto kann sogar vom Zoll beschlagnahmt werden. Der Grund liegt darin, dass das Auto auf meinen Namen gemeldet ist
Wir wähnten uns sicher nachdem wir mich als Fahrerin für das Auto eintragen ließen.
Die wirklichen Probleme aber kamen erst. Dazu später.
Zuallererst galt es einmal Gülcan zu begrüßen. Die Arme hatte 3,5 Stunden außerhalb des Zaunes auf uns gewartet in der größten Hitze. Ja, es war sommerlich, so wie es die ganze Zeit sommerlich ist bei ca. 18-20 Grad am Tag und im 2-stelligen Bereich in der Nacht.
Gülcan hatte ich vor 46 Jahren in Rochester (USA) kennen gelernt bei der Abschlussreise unseres AFS Schüleraustauschjahres. 46 Jahre hatten wir keinen Kontakt, aber ich hatte sie in lieber Erinnerung, und machte sie auf Facebook ausfindig. Sie hat uns auch eingeladen, bei ihrem Haus auf der Nachbarwiese unser Monster abzustellen und wir werden von ihr mit ihrem Auto überall hin gebracht. Das Haus befindet sich etwa in der Hälfte der Strecke zwischen Girne und Nikosia.
Am Sonntag durften wir bei einem Baha’i Meeting teilnehmen und eine Menge junger Studenten aus Kamerun, Nigeria und Sierra Leone kennen lernen.
Sie haben es als dunkelhäutige Menschen auch hier in Nordzypern sehr schwer. Rassismus gibt es wohl überall auf der Welt.
Mit Gülcan und Ella haben wir schon 2 Porträts hier bewerkstelligt. Wir haben wenig Sorge, dass es nicht bald mehr sind.
Samstag machten wir einen Ausflug nach Nikosia und spazierten durch die tolle Altstadt innerhalb der alten Stadtmauer.
Wilfried wurde von einer Gruppe Studenten als Model für ihren Fotokurs auserkoren. An der Stadtmauer in einem der Cafés gab es bei prächtigem Wetter Kaffee und für mich eine heiße Schokolade.
Der gestrige Montag war dann den zypriotischen Behörden gewidmet. Es dauerte einen ganzen Tag und Hin und Herfahren zu den einzelnen Stellen: Zollamt, Kopieranstalt, Polizei, Notar, zurück zum Zollamt, wegen fehlenden Papieres zurück zur Polizei um dann endgültig gleich für 2 Monate die Fahrerlaubnis für Wilfried für Big Fredi offiziell zu erhalten.
Weil ich so gütig war, ihm die Fahrerlaubnis zu erteilen darf er jetzt als Ausländer hier das offiziell tun, was er bereits in allen anderen Ländern macht, nämlich Big Fredi lenken. Wir fühlen uns recht sicher, und können uns somit offiziell wieder mit dem Monster durch Zypern bewegen. Laut Auskunft der Sachbearbeiterin beim Zollamt sollte es uns auch möglich sein, in den griechischen Teil von Zypern einzureisen und auch wieder zurück zu kommen. Und wenn es Probleme gäbe, sollten wir laut protestieren. Die Dame arbeitete früher im Außenministerium und gab uns diesen Tip.