Blogeintrag 1. November 2022
Am 15. Oktober wollten wir von Kozani aufbrechen,
der Startschlüssel wurde umgedreht und dann war wieder die Kupplung defekt. Also lag Wilfried mal wieder einmal unter dem Auto und baute den Ersatzteil ein, den er wohlweislich mit genommen hatte.
Big Fredi schnurrte wieder. Und wie üblich passieren diese Dinge ja am Wochenende. Allerdings hatte die Iveco Werkstätte nicht weit entfernt am Samstag einen Journaldienst und konnte uns ein Kupplungsseil und einen weiteren Ersatzteil bestellen. Die Wartezeit bis Dienstag verbrachten wir am Polifitou Stausee. Bei herrlichem Wetter und einem ruhigen Stellplatz war die Wartezeit schon auszuhalten.
Mit den Ersatzteilen ausgerüstet ging es – nicht ohne die berühmten Krokosfelder in Blüte gesehen zu haben und zu sehen, wie die Safranfäden gewonnen werden, weiter zum nächsten Höhepunkt unserer Reise.
Karperó: diesen Namen muss man sich merken. Es ist ein kleines Paradies auf Erden.
Eine kleine Gruppe von Einwohnern pflegt und erweitert eine ehemalige Wiese wie einen Campingplatz. Nur, dass er gratis ist. Es gibt Toiletten, Duschen, USB Anschlüsse zum Laden der Telefone und einen wunderschönen überdachten Grillplatz mit einem großen Tisch und Sitzgelegenheiten für 8 Leute.
Die Einwohner der ganzen Gemeinde sind freundlich, interessiert und wollen alle mit uns reden. Manche können deutsch, andere englisch und der Rest redet mit Griechisch, Händen, Füßen und Google Translater.
Es ist eine extrem entspannte, ja liebevolle Atmosphäre und es wundert nicht, dass man dort auch ebenso liebenswürdige Menschen trifft. Simon und Ann Liese waren mit ihrem Bus aus Frankreich neben uns und Brenda und Enrique aus Mexiko leisteten uns Gesellschaft. Der Park wurde vielseitig genutzt. Sogar die Schüler verbrachten einen Vormittag bei uns und wir wurden zum Spielen eingeladen und die Kinder interessierten sich für Wilfrieds Porträts. Ihre Ah und Ohrufe waren einfach entzückend.
Am Wochenende tauchten dann 4 Wohnmobile moderner Bauart ( wir nennen sie Joghurtbecher) am Platz auf. Zwei der Männer waren von Anfang an protzig und erwiderten unseren freundlichen Gruß nur ungern. Vielleicht wollten sie dort stehen, wo wir waren? Wir wissen es nicht.
Charis, ein ehemaliger Polizist in Pension, seine Frau Sophie so wie Adonis, ein Feuerwehrmann sind die Hauptverantwortlichen für den Platz. Charis wollte jedem, der zum Platz kam, Wilfrieds Fotobuch seiner Porträts zeigen. Er war richtig stolz auf uns.
Dann kam ein etwa 15 jähriges griechisches Mädchen auf Wilfried zu und bat, porträtiert zu werden. Nachdem wir alles aufgebaut hatten in dem Grillraum, sagte das Mädchen ab. Simon wollte gerne für sie einspringen. Nach etwa einer Stunde – wir waren mitten im Gespräch, tauchten die Zipporogetränkten Athener aus ihren Wohnmobilen auf und begannen lautstark eine Konversation.
Als wir sie baten, der Videoaufnahmen wegen ruhig zu sein, wurde einer von ihnen bösartig, sprang auf und schrie: „Enough!“ Simon versuchte zu besänftigen und den Raum gemeinsam zu nutzen, aber die Athener gaben erst Ruhe, als wir unser ganzes Equipment außerhalb aufgestellt hatten und im Freien weiter machten.
Die beiden Mexikaner, die sehr aktiv zugesehen hatten, waren uns beim Übersiedeln sehr behilflich und unterstützten uns mit ihrer ruhigen und positiven Art.
Charis, der später kam zeigte seine Begeisterung für das Porträt. Er wusste von der hässlichen Szene der Athener nichts und wir ließen uns nichts anmerken, nur seiner Einladung uns zu den Athenern zu setzen, leisteten wir nicht Folge. Wäre er schon früher da gewesen, hätten die Athener so ein Verhalten nicht gewagt, an den Tag zu legen.
Am nächsten Morgen verschwand die ganze Truppe. Dazu muss ich sagen, dass nur 2 Männer sich nicht zu benehmen wussten. Die anderen ließen stillschweigend deren Verhalten zu.
Wir hatten noch einen wunderschönen Sonntag mit Brenda und Enrique und am Montag, den 24. Oktober verabschiedeten wir uns von den beiden. Nach dem Wäsche waschen folgten wir den beiden zu einem vereinbarten Stellplatz in der Nähe der Meteora Klöster. Noch einmal durften wir also ein paar Stunden mit diesen liebevollen Menschen verbringen, die jetzt unterwegs sind nach Spanien.
Gegen Mittag schafften wir dann den Aufbruch zu den Klöstern. Was für eine atemberaubende Kulisse. Leider sind die Klöster auch noch um diese Zeit sehr gut besucht, das heißt, dass keine besinnliche Stimmung entstehen kann. In eines der Klöster gingen wir hinein, weitere wollten wir nicht besuchen. Vielleicht ein anderes Mal.
Auf den Geschmack von Autobahnen gekommen, bevorzugten wir auch diesmal die schnelle Variante gegen die kurvige und steile Straße und kamen bis Joannina. Ein Platz hinter dem IKEA Gebäude war gut genug, um eine Nacht zu stehen.
Gemütlich nachdem meine Kauflaune bei einem Großmarkt gestillt war und ich mich überzeugen konnte, dass IKEA wirklich nichts hat, was wir brauchen können ging es weiter in Richtung Süden auf der Bundesstraße, die leider in einem teilweise katastrophalen Zustand war.
Als wir – durchgerüttelt und geschüttelt durch die Ortschaft Menidi kamen, fragten wir uns nicht lange, ob wir hier wieder am Strand der Lagune bleiben wollen. Ein schöner Sonnenuntergang im Fischrestaurant ließ den Abend gemütlich ausklingen.
Am nächsten Tag brachen wir zu dem uns bereits bekannten Gaslager auf und eine deutsche Gasflasche konnte wieder gefüllt werden.
Weiter über die Autobahn – von den Rumpelstraßen hatten wir genug – sollte es zu einem schönen Strand kurz vor der Riobrücke gehen. Als wir dort ankamen war es kurz nach Mittag. Die See war rau, der Wind blies heftig als Wilfried meinte: „weißt du was, essen wir Bananen und dann fahren wir zu den Jungs der Brauerei!“
Was für eine Wiedersehensfreude! Es sollte eine Überraschung sein. Und nicht nur mit den Jungs der Brauerei. Ein paar Minuten später tauchten Angela und Björn auf, denen wir ebenso nur knapp vorher verraten hatten, dass wir hier sind. Aber die Mitteilung wurde nicht gelesen und so war es auch für sie eine Überraschung. Die nächsten Tage bis heute Morgen verbrachten wir gemeinsam mit viel Geblödel und ernsten Gesprächen.
Unser lieber Freund zu Hause, mit dem mich eine über 30 jährige und mit Wilfried eine 20 jährige Freundschaft verband, ist vor ein paar Tagen zu Hause über die Treppe gestürzt und an seinen Verletzungen erlegen. Er war nur 3 Jahre älter als ich und hat uns schon für Silvester wieder eingeladen gehabt. Wir sind zu traurig gewesen als dass wir das vereinbarte Porträt mit Björn hätten machen können. Dabei sind die beiden extra für das Porträt länger geblieben, als sie vor hatten.
Die Zeit hier in Kykao vergeht wieder wie im Flug. Übermorgen ist es schon wieder eine Woche her, dass wir angekommen sind.
Wann werden wir den Absprung heuer schaffen?