Blogeintrag 13. Oktober 2022
Wie ist das denn zugegangen?
Nun, am Schwarzen Meer an dem so hoch gepriesenen Strand von Vadu waren genau 2 Ehepaare noch außer uns vor Ort.
Die in Österreich Halbzeit lebenden Esther und Michael und Romanița und Marius. Beide wollten porträtiert werden, hatten aber Sorge, etwas gefragt zu werden, was ihrer beruflichen Laufbahn schaden könnte, da sie beide in gehobenen Stellungen beim Staat arbeiten. Da unsere Fragen sehr allgemein gehalten sind, konnten wir sie beruhigen und so wurde unsere Sammlung um 2 rumänische Staatsbürger reicher.
Esther wollte ursprünglich auch mitmachen aber sagte in letzter Minute wieder ab.
Welch eine Überraschung als wir Hélène und Simon kennenlernen durften. Die beiden sind mit ihren Fahrrädern von Frankreich im Sommer aufgebrochen und an die Schwarzmeerküste zu gelangen war ihr Highlight. Am 1. Oktober feierten wir gemeinsam mit ihnen ihre Ankunft mit einem 3 gängigen Abendessen. Kürbiscremesuppe, Linsenreis mit Gemüse und karamellisierter Quitte, die wir noch von Ioana hatten.
Es war ein gediegenes Mahl mit Wein zur Feier und bei starkem Wind schlugen die beiden in unserem Windschatten ihr Zelt auf.
Die nächsten Nachmittage fanden die Porträts der beiden wegen des Windes dann bei uns im Big Fredi statt.
Am Dienstag, den 4. Oktober verließen uns die beiden mit ihren Fahrrädern in Richtung Bulgarien mit dem Ziel Istanbul. Von dort wollen sie dann nach Athen, wo sie Verwandte besuchen und den Winter verbringen werden.
Auch wir packten wieder alles fahrtauglich in Big Fredi, denn auch wir wollten langsam nach Bulgarien weiter reisen.
Unser nächster Halt war in Techirghiol, am größten Salzsee Rumäniens gelegen. Im Sommer ein Anziehungspunkt
für Kurgäste aus nah und fern. Jetzt im Herbst war alles ruhig. Nur das Kurhaus war belebt. Wir wurden von dem prunkvollen Bau angelockt und konnten einen Blick in den Garten für ein paar Fotos machen.
Costinesti war dann unser südlichster Punkt.
Wie sich nämlich herausstellte, war Wilfried nicht geneigt, die Straßenmautbedingungen Bulgariens mit sich machen zu lassen. Es ist nämlich für private Gefährte, die schwerer als 3,5 t sind, nur möglich täglich eine Strecke anzugeben, die man fahren wird und diese Strecke muss penibel eingehalten werden. Aufenthalte wie Einkaufen sind nicht erlaubt. Das muss auf der Internet Seite ausgefüllt werden – und zwar täglich für 24 Stunden – und kann nur mit Kreditkarte bezahlt werden. Ich habe versucht, mich durch den Dschungel zu quälen und kam zu keinem Ergebnis. Da dieses System auf allen Nationalstraßen gilt und es eigentlich gar keine anderen als Nationalstraßen gibt, kam uns dieser Aufwand sehr unnütz vor und wir beschlossen kurzerhand quer durch Rumänien und über Serbien und Nordmazedonien nach Griechenland zu fahren. Bulgarien ist raus aus Face Europe. Mit uns nicht!
Und so verabschiedeten wir uns in Costinești vom Schwarzen Meer, und ab Constanța führte uns das Navi recht gut über die Autobahn auf fast freier Straße bis Bukarest.
Natürlich mussten wir die Donau noch einmal überqueren und Maut zahlen. Ab Bukarest ging es aber im ziemlichen Nachmittagsverkehr am Stadtrand entlang bis zur E70.
Bis zu unserem Schlafplatz war ziemlich dichter Verkehr und wir verließen uns einmal nicht auf Park4night sondern hielten auf einem breiteren Wiesenstück an einem Feldweg.
Gleich einmal sah es so aus, als ob wir mitten in einer Romasiedlung gelandet wären, denn Pferdefuhrwerke, PKWs und Traktoren mit teils dunklen und harsch dreinschauenden Leuten fuhren an uns vorbei. Selten antwortete einer auf unser Lächeln und freundlichen Gruß. Nun, wir hatten trotzdem eine sehr ruhige Nacht am Rand von Drăgănesti-Vlașca.
Die nächsten Stunden am Samstag, den 8. Oktober zogen sich dahin. Aber die Freude, an einem Weingut für 5€ übernachten zu dürfen inklusive Wäsche waschen und duschen ließ mein Herz höher springen.
Eigentlich wäre ich ja gerne in die Weinberge gewandert und hätte beim Weinlesen geholfen, aber wir machten am nächsten Morgen wieder los nachdem wir auch noch von französischen Weinbauern, die in Bordeaux das Keltern gelernt hatten und sich in Rumänien niedergelassen hatten, ordentlich Wein eingekauft hatten. So wurde ich mein letztes gewechseltes rumänisches Geld fast los und wir machten uns gegen Mittag auf den Weg zum letzten Mal über die Donau. Vor und nach der Brücke je ein Grenzposten: rumänisch auf der einen Seite und Serbisch auf der anderen. Die Zollbeamtin schaute nur in unseren Wohnbereich hinein, der mit dem Wäscheständer zugepflastert war. Sie musste lächeln und wünschte uns eine gute Fahrt. Den Trick mit dem vollen Wäscheständer müssen wir uns für hinkünftige Grenzübergänge merken. Da vergeht jedem Zöllner weitere Suche nach irgendetwas!
Die Fahrt aus der serbischen Seite entlang der Donau hätte können in Österreich sein. Die E 71 ist eine sehr gute Straße und kurz vor Niš entdeckten wir einen bewachten TIR Parkplatz.
Das ist ein Parkplarz für die großen LKWs. Die Gratis Dusche für 5€ ließ ich mir auch nicht entgehen. Ebenso konnte unser Wassertank wieder aufgefüllt werden und unser kleiner – neben den Riesen LKWs – erhielt so wie großen Brummis auch eine Windschutzscheibenwaschung. Unsere Dashcam kann wieder klar sehen! Montag, den 10.10. ging es weiter.
Dann warfen wir auch noch unsere Haltung auf mautpflichtigen Autobahnen nicht zu fahren über den Haufen und zischten bis zur serbisch – nordmazedonischen Grenze auf der Autobahn dahin. Einige Tunnels sparten viel Sprit über Pässe und viel Zeit. Natürlich sieht man von der Landschaft wenig, aber unser Ziel war es, rasch nach Griechenland zu kommen. Und so überquerten wir am selben Tag sowohl die Serbisch – nordmazedonische Grenze als auch die Grenze nach Griechenland.
An der griechischen Grenze wurden wir nur gefragt, ob wir Camper sind und freundlich durchgewunken.
2 Nächte in der Umgebung von Axioupoli waren gut für eine Erholung nach den vielen Kilometern auf der Straße.
Gestern (Mittwoch, 12. Oktober 2022) ging es dann weiter durch Westmazedonien. Zu unserer großen Überraschung säumten weiße flauschige Bällchen die Straßen. Was konnte das nur sein? Kilometer um Kilometer diese weißen Dinge am Straßenrand. Ob das Baumwolle sein kann? In Griechenland? Schnell mal gegoogelt stellte sich heraus, dass das wirklich das Gebiet in Griechenland ist, an dem 80% der europäischen Baumwolle angebaut werden und wir kamen gerade zur Ernte zurecht.
Dann verließen wir die Ebene und der Weg führte uns über eine steile Bergstraße – die Nationalstraße 4 in ein sehr schönes Waldgebiet mit traumhafter Aussicht.
In Kozani am Stadtrand stehen wir jetzt an einem Waldstück, das als Ausflugsgebiet mit Sporteinrichtungen und Spielplätzen super modern ausgestattet ist. Unser nächstes Ziel sind die Meteora Klöster. Da warten wir hier noch einen Tag das Schlechtwetter ab und berichten beim nächsten Mal, wie es weiter ging.