Blogeintrag 16. Jänner 2022
Wir haben doch den Schritt am 10. Dezember gewagt und uns Griechenland genähert.
Der Regen in Albanien ließ uns irgendwie den Gedanken aufgeben, einen entspannten Winter in Albanien zu verbringen.
Also näherten wir unsicheren Schrittes der Grenze mit der unbestimmten Angst, dass man uns nicht hinein lässt. Diese war aber unbegründet und auch das Wiedereinreisen in die EU war harmlos. Ein Trafikant füllte uns das Einreiseformular aus und an der Grenze hieß es noch einen Schnelltest für Corona zu machen.
Dann ging es einfach ab in den Süden. Ein paar Tage in Menidi am Ambrakischen Golf waren nicht ergiebig für ein Face Europe Porträt. Die Ortschaft ist im Winterschlaf versunken und die wenigen Besucher oder Einheimischen konnten mit unserem Big Fredi auch nichts anfangen.
Am Trichonidasee wollten wir eine Nacht verbringen. Aber schon auf dem Weg dorthin erfasste mich ein schlimmer Husten. Zum Glück konnte ich mich mit meinen mitgebrachten Coronatests überzeugen, dass es nicht Corona war.
Da ging es mir gleich besser. Trotzdem kurierte ich mich gründlich aus und ließ mich mit Tee und Essen von Wilfried verwöhnen. Bevor es ganz um meine Stimme geschehen war, trafen auch noch die belgischen Weitradler Cheyenne und François bei uns ein, die sich beide spontan für ein Porträt entschieden.
Weihnachten verbrachten wir in Nafpaktos, einer pulsierenden Kleinstadt mit einer Burg auf dem Berg und wir konnten schon auf unseren nächsten Stellplatz quasi hinüber schauen.
Dazwischen trennte uns nur der Golf von Korinth, den wir bei ruhigem Seegang und strahlender Sonne auf einer Fähre überquerten. Die Maut über die Brücke hätte das Doppelte gekostet und man hätte die Brücke nicht so schön gesehen.
Unsere Schweizer Freunde Adelina und Philippe waren schon ein paar Tage vor uns nach Griechenland eingereist und ließen sich nicht von der schlechten Wetterprognose abhalten, die Meteoraklöster zu besuchen. Mit ihnen wollten wir uns aber auf jeden Fall wieder treffen. Am 26. Dezember abends war der Treffpunkt bei einer Brauerei in der Nähe von Patras, die wir auf Park4night ausfindig gemacht hatten. Die Beschreibung war sehr einladend. Mit den Worten: „Ihr seid unser Weihnachtsgeschenk“ wurden wir von Adelina begrüßt. Und es war auch unser Weihnachtsgeschenk. Ein paar Tage hielten wir uns vor den geschlossenen Toren der Mikrobrauerei auf, trafen aber bereits die beiden Inhaber Kostas und Nikos, die uns durch die Brauerei führten.
Bis zur Wiedereröffnung nach der Weihnachtspause, für die uns Porträts in Aussicht gestellt wurden, kehrten wir der Küste unseren Rücken zu und fuhren landeinwärts ein bisschen in die Berge. Auf dem Weg dorthin durch Patras unterstützte Philippe mich tatkräftig beim Kauf eines neuen Mobiltelefones. Mein altes löste sich auf und auch die Technik konnte nicht mehr upgedated werden. Philipp, ein wahrer Fachmann auf dem Gebiet von IT besorgte das von mir gewünschte Gerät während ich als ungeimpfte und ungetestete Person keinen Zutritt hatte. In das Einkaufszentrum nebenan durften wir dann auch ohne Ausweis, befand sich doch auch ein Lebensmittelgeschäft darin.
Rasch noch ein Einkauf für eine Woche, sodass wir nicht verhungern und dann ging es auf 600 Meter hoch in die Gegend von Chalandritsa.
Gemeinsam mit Adelina und Philippe feierten wir den Jahreswechsel mit Wiener Schnitzel. Einige kleinere und größere Wanderungen durfte ich mit ihnen gemeinsam machen. Bei einem dieser Ausflüge begegnete uns ein armer dünner Straßenhund, der – nachdem wir unser Essen mit ihm geteilt hatten, nicht mehr von unserer Seite wich. Adelina und Philipp hatten sofort einen „Guten Draht“ zu der Hündin. Sie sah furchtbar verhungert aus, hatte aber so ein feines Benehmen beim Füttern, dass wir annahmen, es hätte sie jemand gut erzogen. Ganz vorsichtig nahm sie das hart gekochte Ei in kleinen Bissen aus Adelina’s Hand und auch meine Banane mundete ihr. Wahrscheinlich hätte sie alles gefressen, was sie bekam. Sie folgte uns. Legte sich unter Das Schweizer Auto und wich nicht mehr von deren Seite.
Es war eine herzzerreißende Entscheidung die Hündin zurückzulassen für die beiden, die sich immer einen Hund gewünscht hatten. Und nachdem sie schon fast in Athen waren, kehrten sie um und holten „ihren Liebling“ zu sich. Wie die Geschichte ausgeht, könnt ihr auf mitverfolgen.
Wir mussten uns leider von Adelina und Philippe trennen, denn Kykao, die Brauerei zog uns mit ihrem Freitag Barbetrieb an.
Kostas begrüßte uns wie alte Freunde und auch sein Bruder Vangelis war uns gleich zugetan.
Ich durfte ein wenig bei der Essenszubereitung helfen und wir konnten uns gleich ein wenig kennen lernen. Kostas und sein Freund Cristos zaubern jeden Freitag Abend ein ganz besonderes Essen für ihre Gäste. Chinesische Frühlingsrollen, indisches Lamm, immer sehr scharf gewürzt ist für Gäste gratis.
Es gibt jeden Freitag etwas Neues zum Kosten. Nur das Bier wird bezahlt. Das Publikum ist aufgeschlossen, jung, offen und durchwegs englisch sprechend. Jetzt geht Face Europe so richtig los und gleich am ersten Tag haben wir einen Schlüssel für die Brauerei bekommen und dürfen die Annehmlichkeiten jederzeit nutzen. So haben wir ein interessantes Ambiente während des Porträtierens und manchmal sogar Zuseher.
Die Barbetreiber – eine Gruppe von Freunden – sind kooperativ und gleichberechtigt und hochmotiviert.
Gestern kam auch noch Marilena auf der Durchreise hier vorbei, eine deutsche Studentin, die sich den erfolgreichen Masterabschluss mit einer 5 monatigen Reise belohnt hat. Spontan war sie auch zu einem Porträt bereit.
Ein französisches Studentenpaar aus der Nähe von Lyon ist auch ein Jahr auf Europareise und kommt nach ein paar Tagen hierher zurück, um in die Face Europe Familie aufgenommen zu werden. Wir freuen uns Fanny und Benjamin aufzunehmen.