Blogeintrag 9. Dezember 2021
Am 10.11.2021 hätten wir nicht erwartet, dass wir so lange (nämlich bis 5.12.2021) in Livadhi stehen werden, sondern wollten eigentlich nur eine Nacht bleiben.
Aber es war eine turbulente, kurzweilige und interessante Zeit, die uns so lange hielt. Dass dem Big Fredi dabei nicht wirklich Wurzeln gewachsen sind, ist wohl dem Umstand zu verdanken, dass wir ihn einige Male umparkten. Sei es um näher an der Bar zu stehen, wo ein Porträt entstand, sei es durch Wind und Wetter oder dadurch, dass es in nur in einer bestimmten Schieflage kein Wasser eindringt.
Wir erlebten alle Wetterkapriolen: Hochsommerliche Hitze, Wolken, Sturm und Dauerregen und sogar Schnee auf den Bergen in Sichtweite.
Am 21.11. war ich das vielleicht letzte Mal in diesem Jahr schwimmen. Wir wanderten zu Fuß in die Aquariumbucht und ich konnte mich tatsächlich überwinden ins Wasser zu tauchen. Wilfried war öfter vorher schon in Livadhi schwimmen gewesen. Da reizte es mich noch gar nicht. Zwar ist das türkise Wasser sehr klar und sauber, aber da fühlte ich mich noch nicht ganz von meinem Schnupfen geheilt.
Viele Bekanntschaften und Freundschaften entstanden und vertieften sich in dieser Zeit in Livadhi Beach.
Albanien und seine Bewohner waren uns in diesen fast 2 Monaten immer mehr und mehr ans Herz gewachsen. Petros, der Sohn des Barbesitzers, also der einzigen offenen Bar zu dieser Zeit, wurde in die Face Europe Family aufgenommen.
Die 7 anteilnehmenden Zuseher waren ebenfalls eine Bereicherung für das Gespräch mit Petros. Es war mucksmäuschenstill und alle lauschten gebannt, was Petros uns mitteilte.
Als Grieche kam er mit 15 Jahren während der großen griechischen Finanzkrise nach Livadhi, wo sein Urgroßvater ein Stück Land hatte. Gemeinsam mit seiner Familie bauten sie die Bar Nachos auf. Er selbst hat das Handwerk eines Elektrikers erlernt, das er einige Monate in Chios, seiner Heimatinsel auch jeden Winter ein paar Monate ausübt.
Überhaupt ist die ganze Gegend schon sehr griechisch. Eine große griechische Minderheit gibt hier den Ton an. Das merkt man am Baustil ebenso wie an der Sprache und den Lokalen. Wir fühlten uns also recht wohl und kamen sehr rasch in eine Komfortzone aus der uns nur der viele Regen rauswarf. Uns es regnete oft und viel und teilweise heftig. So heftig, dass sogar Big Fredi undicht wurde.
In den Regenpausen durfte ich 3 Tage beim Olivenernten helfen. Eine Plackerei ist das. Die Bäume haben nur jedes 2. Jahr Früchte. Auch werden große Äste herausgeschnitten und der Rest muss mit der Leiter vom Baum geholt werden.
Das erfordert einiges Geschick und ist auch gar nicht ungefährlich. Ich war stolz wie Oskar, als mir Petros eine Flasche Olivenöl und einen großen Kübel eingelegte Oliven zum Dank überreichte. Dabei hatte ich es doch so gerne und ohne die Erwartung einer Bezahlung gemacht.
Ein zweites Porträt entstand dann auch noch in Livadhi. Die allein reisende Emily aus England kam zu uns und erzählte uns aus ihrem Leben.
Gleich drei alleine reisende junge Frauen begegneten uns. Es ist längst kein Tabu mehr, alleine als Frau mit dem Womo durch die Weltgeschichte zu reisen. Es ist schön mitzuerleben, wie sicher es doch ist als Frau allein unterwegs zu sein. Die Frauen haben Mut und sind auf einem guten Weg. Ich hätte mir das in dem Alter sicher nicht zugetraut. Es waren halt auch ganz andere Zeiten, politische und technische Voraussetzungen.
Jetzt sind wir schon in der Nähe der Grenze zu Griechenland, stehen die dritte Nacht in der Pampa ohne jegliche Infrastruktur und es wird Zeit weiter zu fahren. Man darf auf die Einreise nach Griechenland gespannt sein. Bleibt dran, wir melden uns wieder.