Blogeintrag 17.10.2019
Die vergangenen Tage der Reise waren ziemlich intensiv, zu mindest was das Autofahren anging
Daher chronologisch – soweit im Nachhinein nachvollziehbar unsere Stationen:
10.10.2019: über die N88, die ein Stück mautfreie Autobahn ist, bis in die Nähe von Villefrange. Wäsche waschen ging super bei Netto, wo nach 1,5 Stunden alles wieder schrankfertig war. Nach langem Suchen fanden wir einen Platz, den es NICHT in der Park4night App gibt. Es war der Parkplatz des Fußballstadions in Maleville. Deshalb blieben wir dort auch allein und verbrachten eine ruhige Nacht. Die Mistbehälter am anderen Ende des Platzes wurden bis spät in die Nacht und zeitig am Morgen lebhaft von den Dorfbewohnern aufgesucht.
Ob das eine fadenscheinige Ausrede war, um Big Fredi zu sehen? Wir wissen es nicht.
11.10.2019
Unsere Navitante hat wieder super Nebenstraßen gefunden und hat uns für 150 km einen ganzen Tag in der Gegend herumgeschickt. Bis Tournon d‘Aganais kamen wir, wo wir einen Stellplatz am Fuße des Ortes fanden. Und es war wirklich der Fuß.
Mindestens 200 m stiefelten wir die Stufen hinauf in eine verschlafene Mittelalterstadt. Kaum eine Menschenseele, keine Bäckerei oder irgendeine Besonderheit fiel uns auf.
Dennoch war der Blick von oben in die Weite der Landschaft sehr schön.
Samstag, 12.10.2019:
Durch das Naturschutzgebiet Cascogne über Straßen, die nur dünne Linien auf der Landkarte sind, pirschten wir uns an die Atlantikküste.
Florian, den wir im Frühling in Portugal kennen gelernt hatten, beteuerte am Wochenende keine Zeit für uns zu haben, weil er seinen Platz am Campingplatz bis spätestens Sonntag 17 Uhr geräumt haben muss. Wir blieben in Vieux-Boucau im Wald nachdem wir uns vom Ort selbst überzeugt hatten und es uns dort gar nicht gefiel. Ein Touristenort im Einwinterungsmodus. Das Wetter wurde unerträglich schwül und wir blieben eine 2. Nacht im Wald.
Sonntag, 12.10.2019
war sogar mit über 30 Grad extrem heiß. Ich konnte mich zu einem Spaziergang erst am Abend durchringen. Dieser führte mich aber dann wenigstens bis ans Meer, wo sich gerade einige Surfer noch tummelten. Da es schon dämmrig wurde, nahm ich mir keine Zeit mehr bis zum Wasser zu gehen und die Temperatur zu testen. Wir beschlossen Frankreich zu verlassen. Niemand hatte uns in den letzten Wochen auf unser Projekt angesprochen und kein Ort erschien uns geeignet, für Face Europe zu werben.
Montag, 14.10.2019 früh zogen wir ab mit dem flauen Gefühl im Bauch diese schreckliche Gegend von Biaritz bis zur spanischen Grenze durchfahren zu müssen. Wir kannten die Gegend von unserer letzten Heimfahrt im Frühling. Wilfried schlug sich wacker über die Autobahnen, 1000 Kreisverkehre und Massen von Autos und LKWs.
Irgendwo südlich von Orio entdeckten wir einen angeblich schönen Stellplatz am Ufer des Flusses Urola in der Park4night App. Weder die gepriesene Ruhe noch der gratis Wasserbrunnen waren vorhanden. Es war ein Parkplatz in der Stadt. Beim Weiterfahren entdeckte ich eine Wohnmobilfirma, die offen hatte. Ich schritt mutig hinein, erkundigte mich, ob es in der Nähe eine Wasserstelle gäbe und bekam gratis Wasser von der Werkstatt. Uns wurde Zarautz empfohlen, um dort zu übernachten. Wieder war es Wilfried zu laut, zu dreckig und zu unsicher. Er fand einen Platz in 7 km Entfernung, der sich als eine Serpentinenstraße von 15 km entpuppte und eine kleine Ausbuchtung am Weg war.
Wir nahmen dieses Plätzchen in Beschlag und stellten uns möglichst nicht verkehrsbehindernd in die Wiese. Es regnete und war finster. Unten im Tal lag die Stadt Getaria am Meer, hell beleuchtet und wunderschön.
Dienstag, 15.10.2019
Am nächsten Morgen sah alles im Sonnenschein nicht mehr so furchterregend für mich aus und wir fuhren die letzten Serpentinen zur Küstenstraße.
Baustellen auf der engen Straße führten immer wieder zu wechselweisen Verkehrsanhaltungen und Ampeln auf der Strecke.
Als die ausgebaute Küstenstraße in eine dünne kurvige „Scenic Road“ überging, bat ich ins Landesinnere zu fahren und wir hetzten Big Fredi durch das Gebirge. Er schnaufte bei bis zu 15% Gefälle und vielen vielen Kurven. Auf dem Urkiolapass gab es dann einen phantastischen Rastplatz mit ganz vielen Picknicktischen und -bänken, mit je einem eigenen Grillplatz. Die Toilette barrierefrei und sogar fließendes Quellwasser. Ein Schild, dass die Unbedenklichkeit der Quelle in Hinsicht auf Hygiene nicht garantiert werden könne, hielt uns davon ab, unsere Trinkwasserreserven aufzufüllen.
Dafür konnte ich eine schöne Runde durch den Wald wandern. Es hatte geregnet, war aber wieder sonnig und herrlich um sich zu bewegen.
Mittwoch, 16.10.2019
Von der frischen Waldluft gut erholt setzten wir unsere Reise auf der bald erscheinenden Autovía fort. Das ist eine gratis Autobahn, die uns in diesem Fall bis kurz nach Burgos führte. Ein kleiner Platz abseits der Autobahn diente uns als Schlafplatz. Die Gegend neben der Autobahn sieht so schrecklich öde aus, dass wir beschlossen, von nun an wieder das „Hinterland“ zu erkunden.
Donnerstag, 17.10.2019
Weit sind wir nicht gekommen, denn nach etwa 15 km war die Straße, wie bereits vorher angekündigt zu Ende und nur eine Schotter- bzw. Matschstraße hätte uns aus dem Schlamassel geführt. Es hieß also wieder umkehren und eine parallele Route nehmen. Schade, die neue, unfertige Straße mit dem feinen schwarzen Asphalt hätte uns gut gefallen. Aber sie war halt noch nicht fertig oder wir einfach zu früh dran. Also alles retour. Zum Glück haben wir es nicht eilig.
Heute bekamen wir von Paul den Tip, uns unbedingt „Picos de Europa“ anzusehen, den ersten spanischen Nationalpark. Wir haben beschlossen, dort hin zu fahren und uns die „Gipfel von Europa“ anzusehen. Wir wurden gewarnt, es könnte feucht werden. Das haben wir schon gestern bemerkt. Nicht umsonst ist es hier noch sehr schön grün.
Die Wettervorschau behauptet die nächsten 9 Tage wären durchwegs regnerisch. Aus vergangenen Berichten wissen wir, dass es meist viel schöner ist als vorhergesagt. Also für Schlechtwetter sind wir ja auch gerüstet und so lassen wir alles auf uns zukommen. Derzeit sind wir in Herrera. Über eine winzige baufällige Römerbrücke haben wir uns aus dem Hinterland „angeschlichen“.