Blogeintrag 26.Oktober 2919
Montag, 21.19.2019
In Avilés ergatterten wir einen neuen Reifen,
der neben dem alten abgefahrenen schnell sein Profil verlieren wird, wie uns der Reifenmonteur augenverdrehend prophezeit hat. Die Stadtfahrten setzen Wilfrieds Nerven ziemlich zu und so kamen wir nach dem Radwechsel nur mehr in die Einschicht Nahe von Villafria.
Ein toller Parkplatz mit Picknickplätzen, Grillern und einer großen schattigen Wiese mit unzähligen Bänken und Tischen sind für große Feste ausgelegt. Es gibt sie in vielen kleinen Orten und sie sind ideal für die Fiestas der jeweiligen Dörfer. Mit Blick auf das – ziemlich weite – Meer genossen wir gleich 2 Nächte dort.
Die tschechische Familie, deren Wohnmobil wir schon beim Lidl 30 km vorher in Avilés erspäht hatten, gesellte sich noch neben uns.
Eine kleine Runde bei Sonnenschein mit Blick aufs Meer reichte Wilfried für die sportliche Betätigung.
Nächsten Tag regnete es bereits und wir brachen gegen Mittag auf. Die Fahrt entlang der Küste war wenig spektakulär. Um direkt ans Meer zu gelangen, hätten wir uns von der Hauptstraße durch enge Gassen quälen müssen.
Wir verließen daher die Küste vor der Brücke nach Ribadeo und hielten uns südwärts in das Gebirge. Paul hatte uns empfohlen Fritz in Santa Eulalia de Oscos aufzusuchen und für Face Europe zu begeistern.
Unsere Erwartungen waren sehr gering. Dafür wurden wir mit Fritz sehr belohnt. Er war schon zu Mittag erreichbar, obwohl Paul ankündigte, man könnte ihn erst ab 21 Uhr erreichen. Fritz ist Schmied, vor ca. 30 Jahren für eine Winterreise nach Spanien aufgebrochen, von der er nicht mehr heimkehrte. Nach vielen Jahren der Suche hat er hier die letzte Hammerschmiede Spaniens als Schauschmiede revitalisiert und sein Glück gefunden.
Die Face Europe Sitzung konnte in der Schmiede stattfinden, was ein besonders spannendes Ambiente war. Die feuchte Luft wurde mittels einem Feuer in der Esse entschärft und entgegen unsere Erwartungen war es gar nicht kalt.
Es hatte untertags oft geregnet, das Ein- und Auspacken konnte aber im Trockenen erledigt werden. Die Schmiede ist von 2 Seiten erreichbar, allerdings ist der kürzere Weg nur mit einem PKW befahrbar. Ganz unten im Tal, natürlich an einem Bach klebt die Schmiede in einer Senke. Wäre uns Fritz nicht vorausgefahren, hätten wir nie in der Nacht dort hin gefunden. Ein Restaurant direkt neben der Schmiede bot uns den Parkplatz während der Sitzung an, die Nacht verbrachten wir allerdings auf einem anderen Parkplatz 200 Meter weiter.
Nach der Porträtsitzung bekamen wir noch eine Privatvorführung von Fritz in seiner Schmiede.
Ein gewaltiger Hammer saust auf Fritzens Geheiß mit einer ungeheuren Wucht auf das glühende Eisen. Die Wasserkraft erzeugt sowohl für das Feuer die nötige Zuluft als auch für den Hammer den Schwung. Das Werkstück, ein Blatt, bekamen wir geschenkt.
Am Morgen gab es zur Abwechslung wieder Sonne. Big Fredi wurde wieder nach Santa Eulalia in die Sonne gestellt. Die letzten Tage hatte der Sonneneintrag sehr zu wünschen übrig gelassen. Beim gemeinsamen Mittagessen mit Fritz gestern erfuhren wir auch dass Paz sich am Abend gerne porträtieren lassen will. Sie ist die Kollegin von Fritz, eine lebenslustige Spanierin, mit der wir dann auch einen netten Abend verbrachten. Sie kam direkt nach der Arbeit aus der Schmiede und blieb bis Mitternacht.
Heute ist in Österreich Nationalfeiertag und vielerorts wird gewandert. Auch wir nützten den heutigen sonnigen Tag für eine Wanderung. Eine schöne Route führte uns zu einem Wasserfall.
Nach 3 Stunden waren wir müde und meine Wanderschuhe nach 30 Jahren kaputt. Die Sohle löst sich auf und selbst ein Klebeversuch wird die Schuhe nicht mehr für Bergtouren retten. Der kleine Laden im Ort hat gute Bergausrüstung zu bieten, während die Obst- und Gemüsekisten eher traurig leer aussehen. Das war ein Wink des Schicksals. Heute – Samstag Nachmittag – war noch offen und ich erstand ein neues Paar Wanderschuhe.
Ich freue mich schon auf die nächste Wanderung damit. Es sind knallrote Goretex Schuhe mit Vibramsohle. Der reduzierte Preis mit 75€ erschien mir günstig und so bin ich nun gerüstet und wir können beruhigt noch weiter in die spanischen Berge gehen. Die Landschaft hier erinnert sehr an das Gebirge in Österreich. Vielleicht ist das auch ein Grund, dass Fritz hier das Gefühl hat, nach Hause gekommen zu sein.
Ab morgen wird es angeblich wieder unbeständiger und wir werden sehen, ob wir das kleine Alternativdorf der Selbstversorger anpeilen oder uns Richtung Portugal weiterbewegen wollen.
Bleibt dran, ihr werdet es bald erfahren.
Ich freu mich sehr, dass ihr Fritz gefunden und mir wieder ein wenig nah gebracht habt!
Er ist einfach sympathisch in seiner natürlichen Art, und ich hab beschlossen, den jahrelangen Plan, ihn zu besuchen, diesmal spätestens auf der Heimfahrt in die Tat umzusetzen!