Zwischenstop

Blogeintrag 25. Oktober 2018

Seit 22. Oktober sind wir wieder daheim. 

Die Fahrt durch Frankreich (wo Pompes funebres kein Schimpfwort ist), Deutschland und Österreich war für unseren Big Fredi eine gemütliche. 

Nie mehr als 80 km/h. Gleich nach der Fähre in Dünkirchen gab es einen Stellplatz, der wirklich nur zum Schlafen gedient hat. Und das konnte man auch. Ruhig, keine Musik und nur Wilfried hat den Autolärm gehört. Lisbeth ist entweder durch Filter oder durch Schwerhörigkeit gesegnet. Wie eine Schlafpuppe, die, sobald man sie niederlegt, ihre Augen schließt und schon schläft sie.  

Am nächsten Morgen half uns ein Anruf bei ÖAMTC den nächstgelegenen Iveco Vertragshändler zu finden. Der wurde auch in 15 km Nähe Calais gefunden. Das Geräusch, das Wilfried so deutlich beim Fahren hören konnte, war auch von dem etwas älteren Automechaniker nicht zu vernehmen. Wahrscheinlich ist auch er mit einem schlechten Gehör gesegnet. Aber wenigstens wurde festgestellt, dass das Lager am rechten Vorderrad in Ordnung ist. Wir sollten halt nicht zu schnell fahren, und wenn das Rad heiß wird, sofort reagieren. Da wir der französischen Sprache nicht mächtig sind, und die Franzosen kein Englisch oder Deutsch konnten, half ein Zettel und Bleistift um zu verdeutlichen, dass es nach Hause noch 1.500 km zu fahren sind. Ein französisches Achselzucken, was so viel heißt wie:es wird schon nix passieren, fahren sie halt langsam entließ uns dann halb beruhigt aus der Werkstatt und Schlag 12 Uhr wurde der Werkstattrollbalken für die Mittagspause heruntergelassen und wir machten uns auf den Heimweg. 

Die französischen Bundesstraßen führten uns teils durch ländliche Gegenden mit ausgestorbenen Dörfern zwischendurch und kleinen Städten, die vom Baustil noch sehr an England erinnerten. Die Backsteinhäuser beige oder rot waren hie und da noch von Fachwerkhäusern unterbrochen. Kein solch einheitlicher Baustil wie in UK. 

An einem Parkplatz, den wir ganz für uns alleine hatten gab es einen wunderbaren Sonnenuntergang. 

Den Sonnenaufgang bremste ein dichter Wald. Ansonsten fühlten wir uns auf einmal so frei und uneingeschränkt in unserem Blickfeld. Endlich KEINE HECKEN mehr. Man kann überall die Landschaft einsehen. Es ist ein Wunder, dass die Engländer so freundlich und liebenswürdig sind, eingekastelt wie sie sind. Und dass sie ihr Land so lieben. Sie sehen es ja gar nie! Es ist immer alles hinter einer Hecke versteckt. Einfahrten auf die Felder (hinter den Hecken) geben ja immer nur kurz Blick in das Dahinter frei. 

Da in Deutschland Diesel viel billiger als in Frankreich ist, versuchten wir so rasch wie möglich unsere Reise in Deutschland weiter zu führen. Saarbrücken als das erste Ziel war uns vom Hinfahren schon bekannt, aber diesmal gab es ein starkes  Verkehrsaufkommen und Baustellen, die große Aufmerksamkeit forderten. Wir hatten in Frankreich bereits unsere 30 Liter Reservekanister in den durstigen Fredi geschüttet und kamen somit bis Deutschland, wo in der Nähe der französischen Grenze der Preis für Diesel nicht gerade günstig war. 

Schön langsam tuckerten wir weiter über Deutschland, immer auf den Bundesstraßen, die aber wenigstens in einem guten Zustand waren und oft auch durch Schnellstraßen unterbrochen wurden.

Nach Maulbronn wurden wir von unserer App für einen Gratisstellplatz gelotst. Am nächsten Morgen zog uns das Kloster Maulbronn magisch an. Wir mußten einfach eine Führung mitmachen. Bewaffnet mit je einem Audioguide durchforschten wir das alte Gemäuer. Dort würden wir gerne mit Face Europe im Innenhof gastieren.

Es gibt viel Platz und sogar der „blade“ Fredi hätte dort Platz. Wenn wir wieder in Deutschland sind, werden wir Kontakt mit dem Management aufnehmen. 

Erst zu Mittag ging es wieder weiter. In Neuburg an der Donau war dann unser nächstes Nachtlager aufgeschlagen, als wir durch unsere entzückenden Nachbarn erfuhren, dass den ganzen Abend und die halbe Nacht ein Straßenfest angesagt ist: „30 Jahre unsere deutsche Donau“. Es war ein lauer Abend und ungemein viel los. Theater, Stelzengeher, kanufahrende Handballer, die sehr geschickt paddelten und gleichzeitig Ball spielten. Das Schloss war frei zugänglich und auch dort waren überall Aktionen von Künstlern auf hohem Niveau. Gleich 2 x am Tag so viel Kunst und Kultur zu erleben, hat uns recht begeistert. Schade war nur, dass die Theater und Musikgruppen weit weg vom Schloss aufgestellt waren und nur sehr wenige Besucher hatten. 

Direkt am Ufer der Donau auf einem riesigen Stellplatz verbrachten wir wieder eine ungestörte Nacht. Die nächste Übernachtung sollte schon in Österreich bei unseren Freunden sein. Wilfried hielt Lisbeth davor zurück unsere Ankunft bei unseren Freunden in Innerschwand am Mondsee anzukündigen. Er war sich nicht sicher, wann wir dort sein könnten. Und das war gut so. Die Bundesstraße 20 war in Richtung österreichische Grenze durch Umleitungen zum Katastrophengebiet erklärt worden. Es gab 50 km schlecht ausgeschilderte Umleitungen, dann unser stures Navi, das uns immer wieder auf die 20er Bundesstraße zurückführen wollte. Die Straßenkarte konnte man auch nicht zu Rate ziehen, der Maßstab zeigte nur die größeren Orte an. Und wir kreisten. Als der Hunger und die Verzweiflung groß genug waren, gaben wir uns vorerst dem Kochen und dann dem Essen hin. Beim Abstellen des Autos fragten wir einen Einheimischen, ob wir wohl noch immer auf dem richtigen Umleitungspfad wären und er schickte uns 20 km wieder retour. Als wir aber schon am Wegfahren waren, kam der Mann noch einmal extra angefahren und erklärte uns, es hätte ihm keine Ruhe gelassen, er wollte uns den richtigen Weg wissen lassen. Das war außerordentlich freundlich von ihm. Dankbar, mit ein paar Kilometern auf der Autobahn der Umleitung nun endlich doch zu entkommen, und gut gesättigt, setzten wir unsere Reise nun endlich ohne weitere Zwischenfälle fort. David war über unser baldiges Auftauchen sehr überrascht, hätte gerne früher gewusst, dass wir kommen. Unsere stundenlange Umleitungserfahrung hat er erst nach unserer Ankunft erfahren. Man weiß halt nie wie Big Fredi drauf ist und wann man ein Ziel wirklich erreicht. 

Die Nacht auf der Wiese von David und Sonja war die erste frostige Nacht und gerade da fiel die Heizung in der Früh um 4 Uhr dann aus. Wilfried hätte die Gasflasche umstecken müssen, wenn wir weiter heizen wollten. Irgendwie hielten wir aber auch ohne Heizung durch und die Sonne und die Gastfreundschaft wärmte uns rasch wieder auf. 

Mit Geschenken bepackt, einem von Sonja frisch gebackenem köstlichen Brot, Marmeladen und Kompott traten wir die letzte Tagesetappe an und erreichten mit einer Mittagspause um 16 Uhr den Heimathafen. 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Social media & sharing icons powered by UltimatelySocial
Instagram